Tomzack
Für ihn gab es nirgends ein Grab mit Blumen
Text: Carsten Sandkämper
Acht Tage, keine Probe, pro Tag einen Song schreiben, aufnehmen und mischen, am nächsten Tag alles auf Null. Einige werden an dieser Stelle wissend den Zeigefinger heben: Tomzack ist eine konzeptionelle Verbeugung vor “Liliental”, einem Album, das 1975 genauso in sechs Tagen eingespielt wurde, unter Beteiligung von Kraans Hellmut Hattler und Johannes Pappert, Dieter Moebius (Cluster, Harmonia), Asmus Tietchens und Conny Plank. Die Lilienthal des Jahres 2010 bestanden aus Georg Brenner (Urlaub in Polen), Guido Lucas (Lude), Alfonso A. Alfonso (von den spanischen Schwarz), Jens Küchenthal (Genepool), Damo Suzuki (Can) und Jörg A. Schneider (Nicoffeine, Fischessen). In gewisser Weise kann man aus der Versuchsanordnung, den Bildern und den Vorbildern ableiten, wohin sich Tomzack trollt, bevor man das Album gehört hat. Krautrock, Noise, Sphäre und Experiment geben sich versöhnlich die Hand, es regiert der Moment, und Pop findet eine seiner unmittelbarsten Umarmungen. Vom “Montag” bis zum Ende des mysteriösen achten Tages der Woche, der “Damonacht”, durchwandert der Ton-Gigant das unbekannte Land der Bandwerdung, nimmt, was auch immer hinter der nächsten Wegbiegung liegt, mit seinen wuchtigen Pranken und formt es zu fordernden Grooves und hypnotischen Patterns. So entstehen immer magischere Momente, um schließlich in einem Anflug von wahrem Kosmosempfinden wieder im Nichts zu verschwinden, aus dem Tomzack kam. Wir lernen: Musik findet ihren Weg, egal wo wir die Grenzen ziehen.