Wer Blauer Samt bereits besitzt, hat sowieso schon alles richtig gemacht und nicht viel von der Neuauflage des seit Jahren ausverkauften Deutschrap-Meilensteins. Die Tracks sind exakt die gleichen, wurden nicht neu gemastert oder durch weitere ergänzt, und auch das Cover bleibt gleich – was nur unterstreicht, wie wichtig dieses Album war und wie zeitlos es ist. Wie wichtig dieser Torchmann war, in dessen Gegenwart HipHop wieder zur ursprünglichen Kultur wird; der sich auf seiner Homepage mit Krone und Zepter präsentieren darf, ohne böse Blicke zu ernten; der seit Jahrzehnten als MC, DJ, Labelbetreiber, Produzent und Sprüher HipHop lebt; der als Mitglied der Zulu Nation und Advanced-Chemistry-Gründer auf der guten Seite kämpft; der seinen Underground-Status als Gegenpol zu Fanta-4-Hitparaden-HipHop eine Zeit lang vielleicht zu sehr ausspielte, auf Blauer Samt aber durchaus selbstkritisch ist; der in Blauer Schein die Geburt und die Geschichte eines 100-Mark-Scheins so treffend erzählt; der in Gewalt oder Sex gesellschaftskritisch auf den Punkt kommt; der in Der flammende Ring ein Gedicht spricht, ohne dabei peinlich zu klingen; der sein Album mit keinem passenderen Sample als mit Klaus Kinskis Worten Ich spiele nicht, ich bin das. Verstehen sie – und deswegen bin ich nichts! hätte eröffnen können. Der einfach so viel für HipHop getan hat, dass selbst Kool Savas schon neidisch auf sein Rap-Regime war. Wer das Album noch nicht besitzt, hat irgendwie auch alles richtig gemacht, denn er hat jetzt die Gelegenheit, dieses Stück HipHop-Geschichte für sich zu entdecken. Viel Spaß.
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Blauer Samt
VÖ: 25.09.2000