Dass Waldemar gar nicht erst versucht, den Sound des Vorgängers nochmal aufzugreifen, ist schade, vielleicht aber die richtige Entscheidung. Denn obwohl das instrumental pompöse, konzeptuell schwergewichtige Monumentalalbum des The-Devil-&-The-Almighty-Blues-Gitarristen eine VISIONS-Schönheit war, ist es eines dieser Alben, die man nicht einfach so nochmal macht.
Auf den ausladenden Maximalismus von „Love“ folgt nun mit „Mercy“ also konsequenter Minimalismus: Aufgenommen zu zweit in einem Raum, ohne Overdubs und komplett analog, ist die Platte der komplette Gegenentwurf zu „Love“. Wer die früheren Alben des Norwegers kennt, weiß, dass er auch das kann. Mit Gitarre, Banjo, Violine und einem dicken Blue(gras)s-Überzug findet Waldemar seinen Sound einmal mehr im Wurzelwerk der US-Songwriting-Kultur und erinnert an große Traditionalisten wie Bob Dylan oder Willie Nelson.
Klarste Gemeinsamkeit mit dem Vorgänger ist neben dem Artwork die Tragkraft von Waldemars Texten, die ein weiteres Mal von spirituellen Lebensfragen handeln und auch Rückbezüge auf den Vorgänger erlauben. „Barmherzigkeit ist der Begleiter der Liebe“ sagt der Künstler selbst und verbindet so „Love“ und „Mercy“ direkt. Obwohl das diesmal nicht so herrlich brettert wie vor vier Jahren, sind beide Alben auf ihre Art ein starker Ausdruck von Waldemars Talent als Songwriter.
Das steckt drin: Bob Dylan, Willie Nelson, Pete Seeger
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Love
VÖ: 17.01.2020