Obwohl sie nicht eben in Verdacht steht, ein eindimensionaler Charakter zu sein, gab es da wohl Klarstellungsbedarf für Tori Amos. Auf ihrem neuen Album singt sie deshalb nicht nur aus ihrer Perspektive, sondern schlüpft auch in die Rollen vier weiterer Frauen, mit denen sie die “American Doll Posse” bildet. Das hehre Ziel dahinter: ein vielschichtiges, tiefgängiges Portrait der Frau in den USA, mit dem sie weiblichen Aktivismus anspornen möchte, da es, so Amos, nur noch die amerikanischen Frauen seien, die ihr Land retten können. Was Hilary Clinton sicherlich gerne hört, zieht sich auf Platte allerdings über 23 enttäuschend unausgewogene, seltsam richtungslose und behäbig produzierte Songs hin, die vor allem damit beschäftigt sind, sich selbst zu retten. Besonders im ersten Albumdrittel schieben sich immer wieder massige Gitarren vor Amos’ Bösendorfer-Piano; abgesehen vom aufwändig in Position gewuchteten “Teenage Hustling” stehen sie den Songs aber meist im Weg, ohne ihnen die gewollte Aggressivität geben zu können. Amos greift danach auf altbekannte Talente zurück; das Album wird besser, sobald sie mit Streichern und Feingefühl statt Gitarren und Holzhämmern hantiert. Die eigenen Möglichkeiten aber reizt sie genauso wenig aus wie das schizophrene Konzept, das eher über die Lieder gestülpt als sinnvoll darunter gelegt scheint.
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