Eine Silberzunge ist eine Person, die mit ihren Worten in der Lage ist, andere zu überzeugen, den Lauf der Dinge zu verändern. Die US-Künstlerin Mackenzie Scott aka Torres zitiert als gedanklichen Überbau ihres vierten Albums einen Satz des amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson: “Hast du einmal eine Entscheidung getroffen, verschwört sich das Universum, um sie in die Tat umzusetzen”. Die kosmischen Kräfte als Gehilfe, Silberzungen glauben daran. Und so eine will Torres auf dieser Platte sein. Zum ersten Mal hat sie alle Songs komplett alleine produziert, was zur Folge hat, dass einige Stücke sehr eigenwillig klingen. “Dressing America” verliert komplett die Balance, “Records Of Your Tenderness” ist pure Electronica mit Folk-Melodie, “Last Forest” pendelt zwischen Björk und Garbage, “Gracious Day” ist ein optimistisches Liebeslied, “gesungen von jemanden, der die Liebe des Lebens gefunden hat, diese aber erst noch davon überzeugen muss”, wie sie sagt. Wobei Torres davon ausgeht, dass ihr auch das gelingt. Man hört den Songs trotz ihrer nachdenklichen Grundstimmung dieses Selbstbewusstsein an: Es tut sehr gut, eine Singer/Songwriter-Platte zu hören, in der nicht die Zweifel und Unsicherheit dominieren, sondern der Wille, die Dinge zurechtzurücken. Denn zweifellos kommt es in den kommenden Jahren auf diese Kompetenz an. “Silver Tongue” ist ein geglückter Impuls, sich an die Arbeit zu machen.
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