Weil Sänger Jeremy Bolm ihn aus gutem Grund genau dort hingeschrieben hat, steht auch hier der erste Satz des ersten Songs von “Is Survived By” ganz vorn, man kommt ja doch nicht an ihm vorbei: “I was once asked/ How I’d like to be remembered and I simply smiled/ And said: ‘I’d rather stay forever.’” Genau so haben Touché Amoré schon auf dem Vorgänger “I’m Parting The Sea Between Brightness And Me” mit dem zu Beginn herausgeschrienen Albumtitel direkt alles klar gemacht. Nur dass mit Bolm heute einer vorsichtigen Optimismus ausruft, der Optimismus gerade so buchstabieren kann und dem schon eine Zeile später wieder die Zweifel im Nacken sitzen: “I don’t know/ What my legacy will be/ A song, some words I wrote, or a kid I’ll never see/ All of these things/ Scare me half to death/ I’ll suffer the day just/ Hoping for the best.” Dazu tosen und rauschen die Gitarren und stürmt das Schlagzeug von einem Moment auf den anderen, als wollten die Instrumente nicht nur den Gegenwind im Leben nachempfinden, sondern sich geschlossen hinter jede Textzeile stellen.
Gerade weil sie das mit mehr stützenden Melodien und weniger schneidender Härte überall tun, klingen Touché Amoré auf “Is Survived By” zuversichtlicher und gesünder; folgerichtig braucht die neue Platte rund 29 Minuten Spielzeit statt der abgemagerten 21 des Vorgängers, um zu sagen, dass die Dinge besser geworden sind. Das hört man schon daran, wie beispielsweise “Harbor” in der Nachbarschaft von Postpunk dahinfließt, aber auch, weil Bolm es in “Social Caterpillar” unverblümt ausspricht: “I’ve seen a transformation/ Like I consider my happiness for the first time in ages.” Auch solche Zeilen brüllt Bolm weiterhin heraus, wie andere Leute in Tagebücher schreiben oder mit besten Freunden reden: brutal ehrlich, reflektierend, schutzlos. Natürlich sind Verzweiflung und Unsicherheit der Welt gegenüber nicht plötzlich verschwunden, doch selbst im Schlaftabletten-Song “Blue Angels” wagt Bolm sich mittlerweile vor und fordert sein Recht auf Glück ein – schließlich lässt sich auch mit dem noch hadern: “In To Write Content” klagt der Sänger nicht nur über die Schwierigkeiten, zufrieden Texte zu schreiben, sondern erteilt auch Druck und Erwartungshaltung von außen eine Absage: “I’ve outgrown what I used to be/ I won’t fake what is expected/ To succeed with album three.”
Dabei muss sich Bolm keine Sorgen um den Erfolg seiner Band machen, nur weil er etwa “Non Fiction” zwei Minuten in friedlichem Midtempo gewähren lässt, bevor er es in der letzten Minute zerschreit. Touché Amoré opfern für “Is Survived By” ein wenig kathartischen Schmerz, lassen aber auch den Status als Your Next Favourite Hardcore-Band hinter sich. Die dreieinhalbminütige Titeltrack-Hymne – so auf “I’m Parting The Sea…” noch undenkbar – weist zum Ausstieg den Weg: “So write a song that everyone can sing along to/ So when youre gone you can live on, they wont forget you/ This is survived by a love/ This is survived by a fear.” Ein bisschen Liebe, ein bisschen Angst – so könnte es gehen.
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