Etwa: Wie befreit man Traditionelles vom Staub der Pop-Historie und schafft moderne Rockmusik ohne nichtssagendes Post-Präfix? Die Band nähert sich der Beantwortung auf spielerische Art und Weise. Future Selves ist ein Debüt, dem die Rock-Geschichte aus jeder Pore rinnt. Ob es nun dreist ist, sich auf die großen Fünf (Beatles, Stones, Floyd, Sabbath, Zeppelin natürlich) zu berufen oder damit schlichtweg das musikalische Erbe benannt wird, von dem sich keine Rockband heutzutage befreien kann, sei dahingestellt. Transfer jedenfalls könnten mit ihrem retrolastigen, aber nicht ausschließlich rückwärtsgewandten Sound auf dem Sprung in größere Hallen sein. Schon der Opener Losing Composure schwingt sich dynamisch zu einer kraftvollen Hymne auf, die Assoziationen zu den Kollegen von Kings Of Leon hervorruft. Sänger Matthew Molarius ist stimmlich sehr gut beieinander und reißt häufig die Songs an sich. Eines steht dabei meistens im Vordergrund: große Gesten. Die Stärke des Albums ist dann auch, dass die weit gen Mainstream gestreckte Hand nur selten zu prätentiös zu winken beginnt. Die Abwechslung macht den Unterschied: Psychedelic-Einlagen treffen auf Riff-Gewitter, wütende Verzweiflung trifft auf Schmacht-Gesang. Pathetisch? Sicher. Manchmal sogar anstrengend und kitschig. Die alten Killers lugen um die Ecke, ebenso wie U2 zu besseren Zeiten. Die Selbstzweifel aus Zeilen wie Dont Take Chances/ Take Your Medicine sind aber unbegründet. Nur nicht so fatalistisch, meine Herren. Mit diesem über weite Strecken überzeugenden Debüt darf man ruhig an die eigene Chance glauben.