Zehn Songs in sportlichen 17 Minuten: Da ist der Muskelkater programmiert. Testosteron-Fetischisten werden an “Eyes & Nines” jedoch wenig Freude haben: Tough-Guy-Gehabe und Moshparts gehören nicht zum Repertoire von Trash Talk, die sich innerhalb kürzester Zeit einen beachtlichen Ruf in der Szene erkämpfen konnten, durch ununterbrochenes Touren und chaotische Liveshows. Der kathartische Effekt speist sich hier aus kurzen, übersäuerten Hassattacken, die teilweise auch fragmentarisch bleiben. Die wenigen richtigen Songs, wie die eingängige Single “Explode” oder der Titeltrack, stechen daher umso mehr hervor. Trash Talk spielen asozialen Hardcore-Punk mit Ausschlägen in Richtung Fastcore auf der einen und zähem Sludge auf der anderen Seite. Letzteres manifestiert sich im zynisch-zermürbenden Doom-Biest “Hash Wednesday”, einer Treibsandgrube auf dem Kinderspielplatz. Die Zeilen Jesus is in me/ I am the body of Christ werden mit so viel Hass ausgespuckt, dass man sich sicher sein kann, es hier nicht mit christlichen Missionaren zu tun zu haben.
Ebenso ist “Explode” ein sarkastischer Kommentar zur amerikanischen Außenpolitik als moderner Kreuzzug: A bush burns while bullets fly/ You prayed for god instead the dogs of war arrived. In “Rabbit Holes” kommt ein verhallter Hintergrund-Chor à la Fucked Up zum Einsatz. “Eyes & Nines” ist eine zerplatzende Gallenblase, hat DIY in großen Lettern auf die vernarbte Stirn tätowiert und stellt jederzeit den Spaß am komprimierten Chaos über die transportierte Message. Meckern allein macht eben auch nicht glücklich.
Artverwandte
Some Girls – “Heavens Pregnant Teens”
Ceremony – “Violence, Violence”
Paint It Black – “Paradise”
weitere Platten
Squalor (EP)
VÖ: 19.06.2020
Tangle
VÖ: 21.10.2016
No Peace
VÖ: 20.06.2014
119
VÖ: 19.10.2012
Trash Talk
VÖ: 08.08.2008