Makeup, Kostüme und den Hang zu Pseudonymen klauen sie schamlos bei Bands wie Kiss, The Sweet und Slade zusammen, und auch musikalisch bedient sich Travelin Jack eifrig am Hard- und Glamrock der 70er. In die vor Jahrzehnten vorgeprägte Kerbe hauen Travelin Jack dafür mit Nachdruck: Wenn Sängerin und Gitarristin Spaceface in “Child Of Misery” zu donnerndem RocknRoll die Losung We are Travelin Jack and we bring the glitter! ausgibt und Laute ausstößt, die Robert Plant
anerkennend abnicken würde, ist das ein per Plateauschuh ausgeführter Arschtritt. Mit der Frontfrau haben Travelin Jack ein echtes Ass im Schlagärmel: Ihre bluesig gefärbte Stimme veredelt den Midtempo-Stampfer “Steely Sun” mit okkultem Geraune und knackigen Schreien, schmiegt sich in “Black Tree” an psychedelische Fuzzgitarren an und trägt Stücke wie “I Need Love” auch über eine Spielzeit von sieben Minuten. Kein Einzelfall, denn aus nicht ersichtlichen Gründen mögen Travelin Jack ihre Songs lang. Keiner der Tracks auf “New World” bleibt unter fünf Minuten, was erstaunlich oft gut geht. Beim x-ten Doppelgitarrensolo oder im unspannenden “Madness” treten aber doch Ermündungserscheinungen auf – zumal Travelin Jack nichts für Experimente oder klitzekleine Neuerungen übrig haben. Meist macht das nichts, denn Groove, Spielspaß und Attitüde stimmen, und damit die Voraussetzungen, in Sachen Berliner Retrorock die schillernde Alternative zu Kadavar zu werden.
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VÖ: 08.09.2017