Vor fast drei Jahren erschien mit dem dritten Tribulation-Album “The Children Of The Night” ein Werk, das man schon jetzt als Klassiker bezeichnen kann, so originell, dringlich und berauschend war die darauf enthaltene Mixtur aus Death Metal, Okkultrock, klassischem Heavy Metal und Gothic. Umso spannender die Frage, welchen Schritt das Quartett als nächstes gehen würde, nachdem zum Vorgängeralbum so ein Riesensprung gemacht wurde. Tatsächlich ist es diesmal eher eine Ausdifferenzierung geworden. Weniger bedrohlich und morastig ist “Down Below”, dafür noch detailverliebter. Zwischen dem sich behutsam aufbauenden Opener “The Lament” und dem epischen, am Ende in einer Zwischenwelt versinkenden Closer “Here Be Dragons” scheint keine Sekunde dem Zufall überlassen zu sein. Jeder Song ist reich ornamentiert mit Mellotron, Klavier, Streichern und anderem Zierrat, dabei aber trotzdem straff arrangiert. Gerade in instrumentalen Passagen ist die Assoziation zu Horrorfilm-Soundtracks unvermeidbar, allerdings sind die evozierten Bilder eher bei “Interview mit einem Vampir” anzusiedeln, als bei “Nosferatu: Symphonie des Grauens” – romantischer High-Class-Grusel, der unterhält, aber keine Alpträume bereitet. Musikalisch sind Fields Of The Nephilim eine Referenz, frühe The Cult schlagen auch mal durch oder die kultigen schwedischen Doom-Rocker Stillborn, der noch immer giftige Death-Metal-Gesang, die verschlungenen, virtuosen Gitarrensoli und die dunklen Folk-Harmonien lassen Tribulation aber völlig für sich stehen. Leider ist Schlagzeuger Jakob Johansson nicht mehr dabei, der auf dem Vorgängeralbum mit Einflüssen von Surf-Beat und Swing eine Spur Wahnsinn in den Sound eingebracht hat, dafür ist das Soundbild mit seinem Nachfolger Oscar Leander noch homogener geworden. Nicht zufällig erinnert der Titel “Here Be Dragons” an “Game Of Thrones”. Ähnlich wie die Serie ist “Down Below” ein massentauglicher Blockbuster, auf höchstem Niveau produziert, in erster Linie unterhaltsam, aber mit genug Ebenen, um sich nicht zu erschöpfen, blutig, aber mit genug Feel-Good-Momenten ausgestattet, um nicht nachhaltig zu verschrecken, gleichermaßen grimmig wie golden. Und manchmal, wie bei den Doublebass-Passagen in “Lacrimosa” oder den mächtigen Anfangsriffs des Dynamikmonsters “Cries From The Underworld” wirft die Vergangenheit Schatten, die alte Fans milde stimmen werden.
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