Mittlerweile hatte wohl niemand mehr so richtig damit gerechnet, dass von ihm nochmal ein nachvollziehbares, über weite Strecken sogar ausgesprochen songorientiertes Album erscheinen würde. Blowback” ist immer noch extravagant, aber nicht vollkommen outstanding. Es ist strukturiert genug, um in einem Zug durchgehört zu werden, und so vielfältig, dass man bei jedem neuen Song aufhorcht. Zwar befindet sich in Trickys Discographie von Pre-Millenium Tension” (96) über Angels With Dirty Faces” (98) bis hin zu Juxtapose” (99) keine wirkliche Fehlleistung – alle Alben haben ihre großen Momente, teilweise geradezu genial aufblitzende Ideen, sind aber eben auch komisch, eigenbrödlerisch, brüchig und in ihrer Gesamtheit eher schwer genießbar. Dass Blowback” offener ist, könnte allein schon daran liegen, dass es in hohem Maße auf Kooperationen beruht. Tricky hat sich Gäste eingeladen, die die oft immer noch reichlich düstere und beklemmende Grundstimmung seiner Tracks aufreißen. Bei Excess” unterstützen Stephanie McKaye und Alanis Morrisette Trickys geflüstere Vocals, in der Single-Auskopplung Evolution Revolution Love” ergibt der von Life-Sänger Ed Kowalczyk glasklar gesungene Refrain einen schönen Kontrast zu den prägnanten Raps von Hawkman. Der gebürtiger Jamaicaner trägt zu fast allen Songs seinen Teil bei und prägt Blowback” mit seinen Ragga-lastigen Vocals maßgeblich. Ebenfalls an mehreren Songs beteiligt ist die Sängerin Ambersunshower, die auf dem verzerrt groovenden You Dont Wanna” für eines der Highlights des Albums sorgt; und das ruhige Five Days” singt die von Tricky hoch geschätzte 80er-Jahre-Poplady Cyndi Lauper. Etwas deplatziert wirken in diesem Kontext allerdings die beiden Tracks, an dem Teile der RHCP-Besetzung mitgewirkt haben – das von Anthony Kiedis gesungene und von John Frusciante an der Gitarre begleitete Girls” klingt wie ein schwächerer Track aus der Frühphase der Peppers, und auch Wonder Woman” mit Frusciante am Gesang und Flea am Bass wäre in seiner fröhlich steppenden Funkyness verzichtbar gewesen. Nichtsdestotrotz: Den Vorwurf, wieder ein eindimensionales Spinneralbum produziert zu haben, muss sich Tricky sicher nicht gefallen lassen. Wahrscheinlich wäre es ihm ohnehin egal, der Mann hat schließlich immer gemacht, was er gerade für richtig hielt. Und diesmal besonders gut.
Wahrscheinlich wäre es ihm ohnehin egal, der Mann hat schließlich immer gemacht, was er gerade für richtig hielt. Und diesmal besonders gut.
Blowback” wurde produziert von Tricky und Rob Cavallo.
Discographie:
Maxinquaye
Nearly God
Pre-Millenium Tension
Angels With Dirty Faces
Juxtapose
weitere Platten
Lonely Guest (als Lonely Guest)
VÖ: 22.10.2021
Fall To Pieces
VÖ: 04.09.2020
20, 20 (EP)
VÖ: 06.03.2020
Mixed Race
VÖ: 24.09.2010
Knowle Westboy
VÖ: 04.07.2008
Vulnerable
VÖ: 19.05.2003
A Ruff Guide
VÖ: 27.05.2002
Juxtapose
VÖ: 01.01.1999
Angels With Dirty Faces
VÖ: 01.01.1998