Zugegeben, das gelingt auch Bands, die sich längst hierzulande etabliert haben wie Boris, Envy oder Mono. Aber im Vergleich zum Trio aus Kyoto versteht man bei den genannten Bands die Stimme zwischen all dem Gitarrengewitter ohnehin kaum. Tricot-Frontfrau Ikkyu Nakajima hingegen stellt ihren mal dem Bar-Jazz, mal dem Schrammel-Indie zuzwinkernden Gesang gleichberechtigt neben die an Breaks und Rhythmuswechseln entlangstolpernden, aber dann doch wieder wunderbar schlüssig ineinandergreifenden Gitarrenmelodien. Anders als viele Mathrocker schiebt die japanische Band immer wieder den Fuß in die Tür zum durchaus massentauglichen Pop und webt komplexe Songstrukturen in ein Netz aus butterweichen Harmonien und sachten Grooves ein. So stehen sich Songs wie “Tokyo Vampire Hotel” mit seinem rasanten Doubletime-Schlagzeug, das glitzernde Popstück “Yosoiki” und das leichtfüßig zwischen Dreivierteltakt-Jazz und Stakkato-Rhythmuspop hin und her gleitende “Setsuyakuka” völlig gleichberechtigt gegenüber. Den Kitt, der das alles zusammenhält, bildet dabei der maximal leicht angezerrte Gitarrensound und Nakajimas Stimme, deren samtiger Grundtenor oft genug mit einer ordentlichen Prise Pfeffer nachgewürzt wird. Bleibt nur noch zu hoffen, dass der Band mit ihrem dritten Album der erfolgreiche Export ihres wandlungsfähigen Mathpops nach Europa endgültig gelingt.