Dramaturgisch perfekt, dieser Einstieg. Die ersten zehn Sekunden wundert man sich, ob da noch was kommt. Dann blinkt eine Gitarre auf, ein Schlagzeug steuert einen sanften Beat bei. Der Bass setzt ein, eine zweite Gitarre zementiert das Fundament. Langsam, ganz langsam erhebt sich eine Wand. Harmonische “Whooo”s zeichnen schöne Melodien mit bunter Sprühfarbe auf die Ziegel, der Gesang setzt ein, zweistimmig – und plötzlich ist man mitten drin. “Selling The Summer” nennt sich das Stück, und es stammt vom süß betitelten Album “Lilith”, dem LP-Debüt von Trip Fontaine. Ein griffiger Bandname, den sich jeder auf den Handrücken schreiben sollte, der es musikalisch anspruchsvoll, doch melodiös und emotional mag. Dass die Band nicht seit gestern besteht, hört man schnell. Gegründet hat sich die mit Tastenmann und zweitem Drummer Basti Wirth zum Quintett aufgestockte Band aus Rodgau bei Frankfurt am Main bereits 1998, nach zwei Demos gibt es erst jetzt das erste Album. Von einer fast bedrohlichen Reife zeugen die elf Songs, irgendwo im Spannungsfeld zwischen Indie, Postrock und Emo. Das erinnert mal an At The Drive-In, wenn es ungestüm und verschwurbelt zur Sache geht. Kommt dann hysterisch-infernales Geschrei dazu, lugen J.R. Ewing oder Refused um die Ecke. Besonders bemerkenswert ist das abschließende Stück “Were All Chemical”. Über fünf Minuten lang, mit langsamem Aufbau, dem dann folgenden, charakteristischen Aufbrausen, dazwischen immer wieder “Whooo”s im Background, eine fast funky Gitarre drübergeschraddelt. Das ist eigen und ein Hit. Neben den Solingern Lockjaw und den Labelbrüdern A Case Of Grenada gehören Trip Fontaine zu den hoffnungsvollsten Bands des deutschen Untergrunds.
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VÖ: 15.10.2010
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VÖ: 07.03.2008