Trophy Scars
Alphabet. Alphabets.
Text: Jan Schwarzkamp
Es geht das Gerücht um, das Jacob Bannon einen Song auf dem letzten Converge-Album nach dieser Band benannt hat. In der Szene dürfte das als Ritterschlag gelten. Ob die Band sich geehrt fühlt, ist jedenfalls nicht überliefert. Das Kollektiv aus Morristown/New Jersey agiert autark. Sie touren das halbe Jahr auf eigene Kosten, ihr Debütalbum und die zwei folgenden EPs sind entweder vergriffen oder nur auf Konzerten erhältlich. Auch dieses Album muss man im Netz bestellen, veröffentlicht wird es bei uns vorerst nicht. Doch wir dachten uns, dass es eine blanke Unverschämtheit wäre, euch das Wissen um diese großartige Band vorzuenthalten. Mag sein, dass Trophy Scars uns und euch an vieles erinnern, dennoch sind sie ganz sicher das Frischeste, was die Szene zwischen Emo-, Metal- und Postcore seit langem hervorgebracht hat. Selten wirkten Songs so lebendig, war Verzweiflung so wahrhaftig und Musiker so fit. Die Melodien überschlagen sich, sind gegenläufig, brausen auf und ebben ab. Schicht um Schicht verdichten sich die Songs, warten auf mit Streichern, Bläsern und Piano, immer wieder Piano. Sogar ein Rapper taucht bei zwei Songs aus den Trümmern auf. Dazwischen singt Jerry Jones seine gequälten Texte mit der gebrochenen Fragilität eines Conor Oberst und der kreischenden Wucht eines Jordan Blilie. Kleine, fiese Geschichten hat Jerry verfasst, die mal bittere Ironie, mal traurige Selbstzerfleischung transportieren. Überschattet wird dieser Facettenreichtum von einem schrägen Konzept. 14 der 16 Songs beginnen mit dem Buchstaben A, zwölf davon stellen Singular und Plural hintereinander, etwa “Assassin. Assassins.” oder “Accent. Accents.”. Bemerkenswert ist auch, dass die Platte durchweg bannt. Schon während des Intros, über mehrere Interludes hinweg bis hin zum Outro ist dieses Meisterstück derart durchdacht und atmosphärisch dicht, dass der sonst so uninteressante Tand endlich volle Daseinsberechtigung genießt. Trotzdem lassen sich einzelne Höhepunkte finden. Das hymnenhafte, mit Schwindel erregenden Gesangsspuren versehene “Assistant. Assistants.” würde in einer gerechten Welt Hysterie in Clubs auslösen. Die siebeneinhalb Minuten von “Alligator. Alligators.” glänzen aus großen Bright Eyes. Ein abenteuerliches Unterfangen und eine wahre Trophäe, dieses Album.
weitere Platten
Astral Pariah
VÖ: 10.09.2021
Holy Vacants
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Never Born, Never Dead (EP)
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Darkness, Oh Hell (EP)
VÖ: 21.10.2010
Bad Luck
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