Schon “Hearts On Hold”, das letztjährige Tu Fawning-Debüt, war ein Schubladen-inkompatibler Gänsehaut-Ritt und provozierte monströse Genreschöpfungen. Voodoo-Swamp-Vaudeville-Noise-Folk, anyone? Auch das, was das extravagante Quartett aus Portland auf dem Nachfolger A Monument hochzieht, lässt sich leichter anhand von Bildern und Stimmungen beschreiben als mit Querverweisen auf die eigene Plattensammlung. Der monumentale Titel deutet es bereits an: Unter dem Einsatz von Pauken, Trompeten, Synthies, E-Gitarren und diversen sonstigen Werkzeugen schieben Tu Fawning ein Ehrfurcht gebietendes Bauwerk von einem Album durch die Lautsprecher. Dem Gefühl nach könnte es ein prähistorischer Dschungeltempel sein, an dessen höchstem Punkt regelmäßig Menschenopfer ihr Leben lassen müssen. Anlässlich des Rituals steht die in Schwarz gehüllte Hohepriesterin Corrina Repp am von Fackeln beleuchteten Opferaltar. Über ihr: bedrohliche Gewitterwolken. Zu ihren Füßen: das versammelte Stammesvolk, das sie mit feierlicher Sirenenstimme in einen tranceartigen Zustand versetzt. Die Menschenmasse wogt, einige fallen in den Gesang ein, ein gespenstischer Klagechor schwillt an. Während der aufziehende Sturm die Flammen in Aufruhr versetzt, ertönt aus der Ferne Donner, erste Blitze zucken am Himmel. Die Priesterin hebt den zeremoniellen Dolch gen Himmel und tja, wer gerne wüsste, wie es weitergeht oder stattdessen lieber sein eigenes Kopfkino besuchen möchte, der muss A Monument hören. Aber Achtung: Für allzu große Angsthasen ist diese Musik nicht geeignet.
Tu Fawning – “Anchor”
Artverwandte:
The Creatures – “Hái!”
Liars – “Drum’s Not Dead”
Soap & Skin – “Narrow”
weitere Platten
Hearts On Hold
VÖ: 07.01.2011