Das betrifft auch die Genre-Einordnung. Wer möchte, darf Pop oder Punk addieren. Die Tempowechsel und das Chaos erinnern an Mclusky, der Gesang und der poppige Emo-Sound an The Rocket Summer. Wer unbedingt möchte, mag auch Elemente At The Drive-Ins auf Tubelords Debütalbum finden. Sicher ist: Alle zehn Songs machen Spaß, klingen frisch und melodiös, chaotisch bis hyperaktiv und – die Brillen von Sänger Jo Prendergast tragen ihren Teil dazu bei – nerdig. Das junge Trio aus Kingston hat die Kaffeemaschine zwar nicht neben dem Computer stehen, die hohe Stimme aber nahe an gniedelnden Gitarren und eingängigen “Ooohs” und “Aaaahs2. Das könnte die Schülerband des gewitzten und klugen Klassenclowns sein, die sich selbst und Songstrukturen nicht für voll nimmt und einen Hang zu hängenbleibenden Refrains hat.
Früher oder später weiß man auf “Were bigger than Memphis” ein “You only exist when I want you to” zu erwidern oder einem entwischt unwillkürlich ein euphorisches “Badablip, Badablip”. In “I Am Azerrad” heißt es bezeichnenderweise: “Can you feel the back of my head please? I think the screws are rattling loose.” Der Besungene, (Musik-)Journalist und Autor Michael Azerrad, konnte gar nicht über die letzten Zeilen des Songs lachen. “Ill kill today/ Ill kill you Azerrad”, heißt es dort. Darauf angesprochen erklärte Prendergast, er habe das namenlose Instrumental abgemischt, während ein Buch Azerrads neben seinem Laptop lag. Ein Name der Swing habe. Ohne Böswilligkeit sei Azerrad so Teil eines “abstrakten Konzepts” geworden. In Tubelords bunter Welt klingt das nicht nur plausibel, sondern auch mitreißend.
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Romance
VÖ: 10.10.2011