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    Turin Brakes
    Ether Song

    VÖ: 03.03.2003 | Label: Source/Labels
    Text: Markus Kavka
    Turin Brakes - Ether Song

    Zwei Jahre nach dem Hype ums ‘New Acoustic Movement’ sind die Turin Brakes mit einem neuen Album zurück, für das nur eine Schublade zutrifft: große Musik.

    Äther, so sagt man, ist ein vergleichsweise angenehmes Narkotikum. Nach einer kurzen Aufregungsphase macht es bumm, und weg ist man. Man schlummert ein, alles wird warm, Schmerzen sind vergessen. So würde man sich gerne nach Beziehungsenden fühlen. Die Nerven betäubt, das Leid abgedämpft durch einen getränkten Wattebausch. Kein Lärm, kein Stress, keine Tränen. Und genau so federt einen so gut wie jedes Lied auf “Ether Song” ab. Mitunter traurig geht es dabei zu, ja, aber nie deprimierend, dafür ehrlich und voller Größe. In der um irrwitzige Kategorisierungen nie verlegenen englischen Musikpresse heißt das dann Radiohead unplugged oder Simon & Garfunkel auf Smack. Wie auch immer: Das, was die beiden Herren aus Südlondon machen, ist nicht dazu da, um einfach nur schön zu sein – es trifft in die Seele. Ja, in der Tat ist da Soul, wenn man nach dem Clubben im Morgengrauen nach Hause kommt, allein, den Blick über die Dächer der Großstadt schweifen lässt und in der Sekunde, bevor man sich einsam und elend fühlt, doch noch “Ether Song” auflegt und sich von der intensiv-fiebrig-nostalgisch-beruhigenden Atmosphäre dieses Albums in einen schöneren Morgen führen lässt. Selten füllten Akustikgitarren einen Raum mehr aus, schmeckten Schmerzmittel süßer, klang Leid wärmer, machte das Leben dann doch mehr Spaß als hier. Ist alles gar nicht so schlimm, wenn man der Einsamkeit und den Ängsten ins Gesicht kotzt, um sich danach lachend die Tränen vorm Badezimmerspiegel wegzuwischen. Gut, schlampig hingehört kommt einem das Ganze vor wie eine europäische Adaption prominenter amerikanischer Wüstenstaub- und Folkhelden, aber, der Großstadt sei Dank, wird diese Tradition gebrochen durch Inner-City-Noise und blutunterlaufenen Runterkomm-Blues, der selten so surreal-energetisch wie hier zelebriert wurde.

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