Turn Me On Dead Man
Technicolour Mother
Text: Dirk Siepe
Und ein Geheimtipp werden die famosen Acid-Rocker aus San Francisco wohl bleiben, denn auch “Technicolour Mother” ist zu abgefahren für die große Masse, eher eine Kostbarkeit für die breite Nische. Nach kurzer, instrumentaler Eröffnung holt Meister Mykill Ziggy (Gitarre, Gesang, Sitar) mit “67 Dreams” gleich die Riffpeitsche raus, die allerdings bald wieder von folkloristischen Flöten und psychedelischen Gleitpassagen konterkariert wird. Purismus ist für Ziggy offenbar ein Schimpfwort, ein Euphemismus für Scheuklappen und Spießigkeit. Hier dominiert wahnwitziger Space-Metal über blumige Stoner-Sounds, doch das heißt nicht, dass man Headbanging im Trockeneisnebel nicht mit beschwingtem Ringelpiez im Morgentau verbinden könnte. Das Album bringt alle Zutaten für einen berauschten Tanz auf dem Vulkan mit, dazu gehören zarte Melodien ebenso wie das ultimative Hardrock-Riff. “Pharmaceutical Rainbows” findet die perfekte Balance zwischen relaxten Passagen und heftigen Ausbrüchen. Manche werden Progrock dazu sagen, doch von selbstverliebter Instrumental-Masturbation sind Turn Me On Dead Man genauso weit entfernt wie von kommerziellem Erfolg. Wird nämlich neben kompromisslosen Peitschen wie “El Schizo” auch mal lockeres Zuckerbrot verabreicht wie bei den melodiebetonten “Galaxina” und “Her Planet Is Love”, belegen sie das süße Backwerk zur Abschreckung mit verzerrten Lärmkaskaden, die schwer im Magen liegen. Jenseits von Kaffeekränzchen aber funktioniert die Platte toll.
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VÖ: 04.11.2005