Natürlich sind Turnover nicht die erste Band, die aus der Not eine Tugend macht und ihren musikalischen Output über Cloud-Speicher und Videotelefonie organisiert und arrangiert. Aber irgendwie merkt man den Stücken auf “Altogether” die Arbeit aus der Distanz an. Die Hallwände aus dem Opener “Still In Motion” beispielsweise reichen locker von Kalifornien bis nach New England, während “Much After Feeling” mit seinen Pluckergitarren und dem souligen Gesang von Austin Getz über den großen Teich und tief in die Plattenkiste der Pop-Rocker Phoenix greift. Ohnehin zieht sich eine Laissez-Faire-Attitüde zwischen Daft Punk ohne Elektronik und deren Kumpels Phoenix wie ein roter Faden durch das dritte Album der Band. Der Dream Pop der frühen Tage macht allenfalls eine Stippvisite, dafür schmuggelt die Band etwa in “Sending Me Right Back” klassische Percussion und blubbernde Synthesizer zwischen loungigen Groove und wollig-weichen Gesang. “Plant Sugar” hingegen schiebt seinen halligen Gitarren einen nervösen 00er-Jahre-Indie-Beat voraus – eine angenehme Abwechslung zu den restlichen Songs der Platte, die teils etwas fußlahm daherkommen. Hier ist auch der größte Makel des Albums zu finden, das sich sonst wie aus einem Guss präsentiert: Seine Weigerung, auch mal etwas Fahrt aufzunehmen. Würden Turnover den Fuß etwas häufiger vor die Tür ihrer neon-beleuchteten Hipster-Lounge setzen, käme man um “Altogether” im Indie-Jahr 2019 deutlich schwerer vorbei.