Twin Drugs
In Now Less Than Ever
Text: Michael Setzer
Da wabert ein Meer aus Zuckerguss und Schönheit, unendliche Weiten – man könnte fast sein Zelt dort aufschlagen. Doch das Trio aus Virginia arbeitet mittlerweile mit bösartiger Oberflächenspannung, drunter brodelt’s. Erst wirft die schöne Suppe vereinzelt stinkende Blasen, dann kocht das Idyll über und es riecht nach Verwesung. Das Slow-Motion-Inferno “We Want Our Heaven” sorgt für reichlich Bauchschmerzen, an Stereolab erinnert das entrückte “World Fell Off”, während “Dust Worship” oder “The Velvet Noise” zu Bergen aufgeschüttetes Unbehagen sind und “Rule 110” stellenweise wie Frank Sinatras “My Way” wirkt, nur eben als Fazit eines scheiß Lebens. Will man Twin Drugs unbedingt einen Vorwurf machen: Sie ziehen das Spiel mit den Gegenpolen aus Überzuckerung und Störgeräuschen eisern durch – sexy Abgrund, der immer in eine geile Katastrophe mündet. Von wegen, alles wird gut. Ob mit Shoegaze, Dreampop oder Noiserock, Blake Melton, Alexander Wilson und Christian Monroe sind gekommen, um die Party zu ruinieren. Vielleicht übertreiben sie es mit der bösartigen Dunkelheit ein bisschen, plakative Stinkstiefelei lässt sich ihnen trotzdem nicht vorwerfen. Eher rahmen sie die Weltlage treffend ein. Scheiß auf Eskapismus, lieber kopfüber ins schwarze Loch. Der Letzte lässt das Licht an, ist ja eh Wurst
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