Es gibt Leute, die träumen davon, dass man Fußball studieren könnte, und die arbeiten dann bei diesen erschöpfend akkuraten Sportmagazinen. Und es gibt Leute, die würden am liebsten Popmusik studieren, vielleicht auch, weil sie dann irgendwem ihren Doktortitel reinwürgen könnten. Twin Sister können sich dieses Verdachts zumindest nicht ganz erwehren, denn was bei den meisten Radiointerpreten diese komische Mischung aus Unbedarftheit und Routine ist, wird hier zu gelebter Forschung. Mit dem Ergebnis, dass In Heaven schlau, körperlos und ein bisschen affektiert klingt – und 100% zufallsfrei. Der programmatische Titel fängt die Leichtigkeit einer Sommerdepression ein, es gibt Hingetupftes mit Cure-DNA, Melodien in Moll und die touristisch interessante Stimme von Andrea Estella. Die klingt mal wie Twin Peaks, mal wie Lost In Translation und mal wie ein Flüchtling aus dem Ostblock vor seinem Debriefing. Oder ganz anders ausgedrückt: Björk fürs Büro. Die neue Nettigkeit der neunmalklugen Popstudenten ist sowieso ein merkwürdiges Nebenprodukt des neuen Jahrzehnts, und man hat nicht zum ersten Mal das Gefühl, als könnte sich hier jemand notfalls mit Spezialwissen und Kennerpose rausreden, wenns halt nicht sofort spannend ist. Abseits der Hits Stop und Gene Ciampi ist die Platte nämlich nicht viel mehr als Pausenbrot für jene Style-Surfer, die Ironie erst mit Anfang 20 entdecken und anschließend abendfüllend altklug durch die Gegend salbadern. Ein Weg in den Himmel, tausend in die Hipster-Hölle.