Es passiert nicht viel mehr als wenn man umblättert in einem ziemlich guten Buch. Lediglich ein leicht schräger Unterton schleicht sich ein in “The Deader”, den Eröffnungssong von Two Gallants’ neuem, nicht weiter betitelten Album. Ansonsten bleibt das Aufbruchsgefühl bei schnelleren Nummern dieser irgendwo zwischen Country und Punk anzusiedelnden Band ebenso bestehen wie ihre melancholische Grundstimung. Wer also partout nicht so werden will wie seine Eltern, der wende sich bitte ab. Denn hier verändert sich nichts mehr, hier wurden bereits klassische Zutaten zu einer neuen Musikversion verbunden, die so wie sie ist gut ist. Schlagzeuger Tyson Vogel wirbelt weiter über sein Schlagzeug und füllt irgendwie doch wieder fast alle Lücken, die der nicht vorhandene Bass hinterlässt; Sänger und Gitarrist Adam Stephens leidet und pickt und schrabbelt sich weiterhin durch Gut und Böse, bevor er doch immer wieder bei sich selbst landet und dem, was noch fehlt: “The girl I love is oh – oh so far away” – so endet diese Platte nicht, so beginnt sie. Und rund die Hälfte von ihr scheint wirklich nur zu existieren, um sich der Unmöglichkeit des menschlichen Miteinanders in all seinen Facetten zu widmen. “Trembling Of The Rose” etwa, die Ballade des Zurückgelassenen, zergeht derart in Selbstmitleid, dass man helfen möchte. “Ribbons Round My Tongue” hieß eigentlich “Emo Country Song” und ist genauso theatralisch traurig wie sein einstiger Name. Wären Songs wie diese nicht so gut und eingängig, wäre so viel Jammern unerträglich. Aber es geht auch mehr als das. “Miss Meri” präsentiert sich flott und bluesig, das mit Mundharmonika verzierte, todtraurige “The Hand That Held Me Down” wächst zu einem der größten Songs, die Two Gallants je geschaffen haben. Und für das im Nichts wabernde “Fly Low Carrion Crow” fanden Adam und Tyson den perfekten Klangraum, aus dem dann auch gleich das abschließende “My Baby’s Gone” wächst und sich noch einmal in punkige Rage steigert. Dann ist das dritte Two-Gallants-Album vorbei. Nichts ist passiert. Außer dass sich alle Beteiligten zirka eine Tonne Sorgen von den Schultern gesungen haben. Man wird die Lösung seiner Probleme niemals bei dieser Band finden. Nur ein paar Notizen vom Straßenrand bietet sie, von Leuten, die leiden, für Leute, die leiden. Aber nicht allein zu sein, das ist schon etwas wert.
weitere Platten
We Are Undone
VÖ: 30.01.2015
The Bloom And The Blight
VÖ: 07.09.2012
What The Toll Tells
VÖ: 17.02.2006
The Scenery Of Farewell (EP)
VÖ: 01.01.1900