Überyou
Silver Lining
Was gut so ist, denn Innovation im von Whiskey und halbvergessenen Prekariatsgedichten durchdrungenen, von Bands wie Hot Water Music in die Welt getragenen Florida-Sound zu suchen, gleicht dem Versuch, Bukowskis Gesamtwerk als Minnesang zu lesen. Was es irgendwie auch ist, ganz ähnlich dem fünften Album der Schweizer Sorgfaltsrocker. Denn hier wie dort liegt die Schönheit und Zärtlichkeit im Abseitigen. Zumindest inhaltlich. Fünf Jahre hat es gedauert, bis Überyou bereit waren, zu zeigen, dass sich nicht immer alles wandeln muss, wenn sich etwas ändern soll. Ernster denn je, dabei immer der Hoffnung zugewandt, fächert sich über zwölf Songs eine Vielfalt des Schwermuts auf, die niemals das Licht ausschließt. Versoffen und verspielt zugleich, hält sich die Band an vertrauten Formeln fest und driftet bei aller Zitatfreude dennoch nicht allzu häufig ins belanglose Reenactment ab. This is Zürich not Gainesville? Wen interessiert das schon, solange die Gitarren so unglaublich warm riffend den Weg weisen und der Hals vom Mitsingen brennt. Das ist Musik für schwüle Nächte auf der Veranda. Wifebeater und Bourbon, Zikaden und Motoren, Verzweiflung und Aufruhr, aber nicht, ohne vor dem Faustkampf den Hund zu streicheln – alles drin, was es braucht, wenn man es braucht.
Das steckt drin: Against Me!, Hot Water Music, Red City Radio
weitere Platten
Night Shifts
VÖ: 11.01.2019
Frontiers
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