Makellose Schönheit ist langweilig, prägnante kleine Mängel können hingegen ungemein attraktiv wirken. Beim ersten Uh Baby Uh-Album kommt diese These voll zum Tragen.
Nach der Lovechild-Single nun der Longplayer. Und der bestätigt auf ganzer Linie den Eindruck, den Uh Baby Uh bisher hinterlassen haben: Die können was. Eingängigen Powerpop wie Awful Pity, Pretty Dead oder eben Lovechild sowieso. Aber auch ausbrechen aus dem klassischen Format, immer wieder kleine Spitzen und exzentrische Noten einbauen. Uh Baby Uh gehen nicht den einfachsten Weg, belassen es nicht bei dem geraden Popsong, den sie beherrschen, aber der ihnen auf Dauer nicht reicht. Aufhorchen lässt vor allem Frontfrau Catharina Boutari, die mit ihrer enorm variablen Stimme immer wieder Akzente setzt und die gesamte Bandbreite von schmeichelnd klarem Gesang, über hypnotisches Geflüster bis hin zu voluminösem Geschrei durchexerziert. Immer wieder anders in Szene gesetzt, mal in englischer, mal in deutscher Sprache vorgetragen, ist hier eine Sängerin ganz offensichtlich mit Herz und Hirn bei der Sache. Letzteres gilt auch für die Rhythmussektion, die mal druckvoll groovt, mal unerwartete Breaks setzt, oder sich gelegentlich vornehm zurücknimmt. Kurz: Missy ist ein vielfarbig blitzendes, süffisantes, ideenreiches, zuweilen leicht überdrehtes Popalbum, das hoffentlich nicht nur aufgrund der ein oder anderen Single-tauglichen Nummer Beachtung finden wird. Es wäre schade um die merkwürdigen kleinen Spinnersongs wie Supersonic Cardboardbox, Long Snake Moan (Dreamed) oder In einem Land wo die Zitronen blühen, die das Album erst so interessant machen.
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VÖ: 01.01.1900