Korrektur also: Es ist sehr gut. Und wer 2016 bereits Ulfs Demo “Vier gute Lieder” gehört hat – auch so ein bizarrer Titel – weiß natürlich, was kommt. Die Hamburger Band rangiert irgendwo zwischen frühen Turbostaat, Duesenjaeger und Angeschissen. Lakonisch gesungener und gesprochener, stürmischer, zuweilen aber auch durchaus augenzwinkender Emodeutschpunk: leicht angezerrte Gitarren, herrlich kantig und unperfekt produziert. Entsprechend braucht das Album ein paar Durchläufe, damit man sich auf das alles so richtig einen Reim machen kann, aber einmal angekommen, ist es – eben – gut: “Graf Grauenstein” überrascht mit großem Mitsingpart in der Bridge, “Schreibmaschine” ertönt als stoischer Post-Punk-Song, “Graue Eichen” ist eine bittere Abrechnung mit Kleinstadt- und Reihenhaustristesse: Was für ein schöner Tag zwischen all den Leichen. 2 Tage hat die guten Zeilen Komm, los, pack die Sachen ein: Messer, Schlüssel, Wein/ Zwei Tage können wir alles sein/ Nur nicht allein. Über allem thront aber die “Heilige Handgranate”. Ulfs großer Hit war auch schon auf dem Demo zu hören, jetzt gibt es ihn in besserer Aufnahmequalität. Dafür hat die Band einen der besten Deutschpunk-Refrains der letzten Jahre geschrieben: In Häusern wie diesen soll man sich das Leben nehmen/ Dafür sind sie da/ Dafür hat man sie gemacht. Irgendwo könnte sich Jörkk Mechenbier gerade ärgern, dass ihm diese Zeilen bisher für keine Love-A-Platte eingefallen sind.
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Vier gute Lieder
VÖ: 25.11.2016