Godrich ist kein Dienstleister, sondern versteht seinen technischen Job als kreative Arbeit. Zusammen mit
Travis hat er die sanfteste Gitarrenmusik der Welt erschaffen, mit Radiohead verschob er die Koordinaten für eine herkömmliche Rockband, plötzlich klangen Gitarren nicht mehr wie Gitarren, Schlagzeug nicht mehr wie Schlagzeug – Godrich hat den Klang des Rockgenres revolutioniert. Mit seinem Kreativprojekt Ultraísta hatte er bereits 2012 eine erste Platte veröffentlicht, großen Eindruck machte das Debüt nicht, dafür klang es zu sehr nach einer Sammlung von Bonustracks aus der Radiohead-Phase rund um In Rainbows und The King Of Limbs. “Sister” klingt nun konzentrierter, Godrich definiert eine Art von Electro-Indie-Groove-Pop, der Gehirn und Körper gleichermaßen anspricht. Dabei hilft Sängerin Laura Bettinson, deren Sinn für Melodien verhindert, dass die Stücke wie akademische Kopfgeburten klingen. Schlagzeuger Joey Waronker orientiert sich bei seinem Spiel stark am synkopischen Rhythmus von Radiohead, auch die von Godrich benutzte Elektronik kommt einem bekannt vor. Ein bisschen mehr Eigenständigkeit hätte “Sister” gutgetan, andererseits gilt es, eine lange Zeit ohne Neuigkeiten von Radiohead zu überbrücken, weshalb dieses Album (wie auch das Solo-Debüt von Radiohead-Gitarrist Ed O’Brien) absolut willkommen ist.
weitere Platten
Ultraísta
VÖ: 23.11.2012
Ultraísta Remixes
VÖ: 01.01.1900