Uncle Acid & The Deadbeats
The Night Creeper
Text: Markus Hockenbrink
Wer in diesem Ambiente etwas von authentischer Rockmusik faselt, kriegt wahrscheinlich sofort einen Arschtritt, denn was das englische Trio auf “The Night Creeper” veranstaltet, mag musikalisch irgendwo zwischen Doom, Psychedelic und Hardrock eingeordnet werden, speist sich aber eigentlich aus der Phantasie eines Comicfans. Der ganze Kult um Uncle Acid
ist selbstinszeniert, vom okkulten Artwork über die ominöse Bühnenshow bis zum diabolischen Internetauftritt. Bei einer solch glänzenden Verpackung fürchtet man oft ein lausiges Produkt, doch “The Night Creeper” ist jetzt schon das vierte Album, mit dem die Band aus Cambridge die Mundwinkel eines erfrischend heterogenen Publikums nach oben zieht – und zwar ganz ohne Folter. Sie erreicht es stattdessen durch meterdicke Powerchords in Lavageschwindigkeit, die auf fies getrimmte Eunuchenstimme von Sänger Kevin Starrs und Texte, die ungefähr Jack The Rippers Vorstellung eines Kindergedichts entsprächen. Im Verbund mit dem satten Groove und einem unverschämten Ohr für Pop-Melodien entwickelt sich daraus eine Musik in Primärtönen, die Sex und Gewalt in einen irritierenden Zusammenhang setzt und zweifelhafte Versprechungen macht: I wont hurt you, Melody Lane. Mit dem ausdrücklichen Einverständnis, dass Uncle Acids “Night Creeper” ungefähr so real ist wie der Iron Man, ist diese Platte jedoch der verführerischste Horrortrip seit langem.
weitere Platten
Nell' Ora Blu
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Wasteland
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