Jüngst ereilte uns ein Rüffel per Leserbrief. Unerhörterweise sei die Musikgruppe Ten Years After in einem Atemzug mit Led Zeppelin, Cream, Taste und Canned Heat genannt worden; der verantwortliche Redakteur müsse es wohl an den Ohren haben. Hat er aber nicht. Oder nicht in erster Linie. Vielmehr hat er sich der Lieblingsmarotte des Plattenkritikers bedient – des Vergleichs. Der Vergleich hat den Vorteil, den Leser mit ein paar markanten Koordinaten an die Hand zu nehmen, ihm also einen ungefähren, nachvollziehbaren Eindruck der Musik zu geben. Der Nachteil ist das Wort “ungefähr”. Keine Band klingt exakt wie eine zweite, und so ist jeder Vergleich am Ende alles andere als wasserdicht. Viel wichtiger ist aber, dass er nicht von vornherein absolut absurd wirkt. Würden wir z.B. an dieser Stelle behaupten, Union Of Knives klängen “ungefähr” wie Led Zeppelin, Cream, Taste und Canned Head – das wäre absolut absurd. Weil Union Of Knives nicht eine Sekunde lang so klingen. Dafür aber u.a. wie Archive (die zerdergelten Beats), späte Radiohead (die entrückten Chöre), mittlere Depeche Mode (die rohen Synthies) und relevante Massive Attack (dieses in die Elektronik übersetzte Gefühl von Soul). Andere, die diese Musik hörten, sollen stattdessen an Arcade Fire, Sigur Rós und ganz junge My Bloody Valentine gedacht haben – und das ist das überhaupt Tollste, wenn man erst einmal mit dem Vergleichen angefangen hat: Das Ergebnis fällt mit jedem Dickkopf anders aus. Meiner formuliert es: Union Of Knives aus Glasgow ist etwas geglückt, was nicht vielen gleich auf dem ersten Album glückt. Sie haben das Kraftvolle in ihrer Musik gebündelt – egal, ob es gerade eine Männer- oder Frauenstimme transportiert, ein ätherischer Keyboard-Einwurf oder eine vorlaute Gitarre, ein faul daherpochender Discobeat oder ein scharf akzentuierter Drumbreak. Hier und da versteckt sich der Song ein bisschen zu gut hinter den Gimmicks (woran er in schwachen Momenten ja auch gut tut), das kann man der Platte ankreiden. Das und ihre 2006 nicht eben sensationelle Vision von indie-elektronischer Tanzmusik. “Violence & Birdsong” ist die Art Platte, die nicht unbedingt zu spät, aber auch nicht gerade richtig kommt; eine also, die Ende der 90er mehr bewegt haben könnte. Aber auf solche Was-wäre-wenn-Gedanken muss einen Musik auch erst mal bringen.