Uns
Alles, was wir machen, ist Kunst
Text: Daniel Welsch
Die einzig sinnvolle Definition von Kunst gibt die Figur Karl Schmidt in Sven Regeners Roman “Der kleine Bruder”: Kunst ist, wenn einer sagt, dass es Kunst ist. Im Zweifel ich. Und dann muss ich noch mindestens einen finden, der mir das glaubt. Das Trio Uns geht noch einen Schritt weiter, erklärt gleich seinen gesamten Lebensstil zur Kunst, weshalb der Fast-Titelsong “Alles, was ich mache, ist Kunst” alltägliche und unästhetische Tätigkeiten auflistet und zu kreativen Schöpfungen erklärt. Wichtig ist nur der Antrieb dahinter: Powered by emotion, so zum Beispiel Hass. Musikalisch mögen Uns mit Disco-Basslinien, kitschigen NDW-Zitaten oder überdrehten Glamrock-Momenten noch so deutlich Ja zu Spaß, Tanz und guter Laune sagen, die angepissten Texte formulieren demgegenüber ein ebenso unmissverständliches Nein. Wogegen genau, bleibt bei den manisch überdrehten Slogans allerdings vage. In den hysterischsten Momenten wie den Electro-Punksongs “Körper” oder “Von A nach A” zerrt der grelle Sound mächtig an den Nerven, aber vermutlich gehört das zum Konzept. Denn wer für Pressefotos die alten Neonfarben-Klamotten von Deichkind aufträgt, will vermutlich auf den Sack gehen. Zum Glück ist “Alles, was wir machen, ist Kunst” nicht mehr ganz so überdreht und durchgeknallt wie das Debütalbum “Gegengift” 2014. Obwohl Uns auf dem Nachfolger zumindest kurzzeitig ruhigere Töne anschlagen, und Sebastian Cleemann in der Powerballade (!) “Nackt sehen” von den jungen Leuten singt, ist “Alles, was wir machen, ist Kunst” zum Glück kein altersmildes oder gar -weises Album.
weitere Platten
Gegengift
VÖ: 22.11.2013