Wie bei den Vorgängeralben schmückt auch hier das obligatorische Mordmotiv das Cover. Diesmal: Eine blutige Hand, die aussieht, als hätte der Täter das Opfer an Ort und Stelle ausgeweidet. Wie jemand so in Rage kommen kann, demonstriert Pigeon: “Each night as I lay in my bed/ I cant help but feel that youre better off dead.” Frontmann und Gitarrist Chris Spencer schreit so manisch, dass man sich gut vorstellen kann, wie dabei die Adern an seinem Hals und seiner Stirn erst anschwellen und dann bedrohlich pochen. Kurz danach kommt in Pigeon das, was das vertonte Auseinandernehmen einer Wohnung im Affekt sein könnte. Innerhalb von zehn Songs zeigen Unsane, wie vielgestaltig der Grat zwischen Verzweiflung und Wut ist. “Decay” schleppt sich hoffnungslos und verletzt schwankend über viereinhalb Minuten. “No Chance” sucht später offensichtlich Streit: Der Rhythmus begleitet unspektakulär und eher langsam Spencers Gebrüll, der mit geplatzter Ader im Auge offenbar gerade so an sich halten kann – so klingt der Moment vor der Schlägerei. “Ghost” rennt danach noch durch eine Fußgängerzone, rempelt Leute an und beschimpft sie, und im Flipper-Cover “Ha Ha Ha” verabschiedet Spencer die Hörer mit einem gestörten Lachen, das das Unterbewusstsein vermutlich in einem der nächsten Albträume aufgreifen wird. Dazu der raspelnde Sound von Spencers Gitarre und das schabende Schlagzeug, die keine Zweifel gelten lassen: “Wreck” ist wie die meisten Unsane-Alben, damit nichts Neues, aber trotzdem beklemmend und eindringlich, dem Wahnsinn nah und definitiv beängstigend.
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