Das Rezept ist bekannt, die Zutaten vertraut: Emo braucht Gefühl und Gitarren, Drive und Harmonien. Und am besten das gewisse Etwas. Die Unsung Zeros wissen das.
Keine Frage: Die Unsung Zeros wissen, wie man den Tag rettet, wo der Jimmy die Welt isst und wann es Zeit für die Kinder ist, aufzustehen. Doch fürs Bewundern der großen Jungs aus der Abschlussklasse allein gibts noch keine Fleißkärtchen in der Emo-Grundschule, und in einer Zeit, wo sich alle bei der Klassenlehrerin einschleimen wollen, reicht es eben nicht, die Hausaufgaben mal schnell in der großen Pause auf dem Klo abzuschreiben. Die Unsung Zeros kennen diese Fallstricke und ragen um ein paar Zentimeter aus dem Klassenschnitt heraus: Ähnlich wie die mächtigen Ataris (mit denen sie sich allerdings noch nicht ganz messen können) macht auch das Quartett aus Florida nicht wirklich viel anders als seine Kollegen, zeigt aber eine entscheidende Stärke: Konzentration aufs Wesentliche, in diesem Fall auf die Melodien. Denn mindestens die Hälfte der zehn Nummern auf “Moments From Mourning” hat das Zeug zum Szene-Hit. Dass gleich der Opener “Pictures” ein Song über das Foto der Liebsten ist, das man im Geldbeutel ständig bei sich rumträgt, sorgt natürlich genauso für Eindruck bei der “wie süüüß!”-Fraktion wie die herzige Foto-Lovestory im Booklet, und wenn Gitarrist Jerry Phillips immer mal wieder seine 80s-Pop-Sozialisation in Form von Cars- und Don Henley-Reminiszenzen aufblitzen lässt, haben auch Musikhistoriker einen Braten zum Riechen. Als gewöhnungsbedürftig dürfte sich allerdings die Stimme von Sänger Josh Bonner herausstellen, der bisweilen extrem hochtönig daher kommt und sich nicht recht zwischen seinen Vorbildern Matthew Pryor, Mickey Mouse und Markus Merk entscheiden kann oder will. Dennoch: Die Unsung Zeros machen den Job auf ihrem zweiten Album wirklich gut und sollten von Emo-Liebhabern auf jeden Fall mit offenen Augen und Ohren bedacht werden.