Damit nicht der Eindruck entsteht, die Zeilen würden von einem notorischen Crossover-Nörgler verfaßt: Diesen Abgesang an die großen Helden und Wegbereiter für Hunderte anderer Bands schreibt ein absoluter, wenn auch maßlos enttäuschter UDS-Fan. Ihre ersten beiden Alben sind bis heute unerreicht genial, keine Frage. Die dritte Scheibe “Persona Non Grata” litt mitunter schon an der traurigen Tatsache, daß sie ihr Über-DJ und Live-Wizard DNA verließ. Doch konnte dir besagtes Album zumindest noch verdammt brutal in die Eier treten und unvermittelt zum Bangen animieren. Auf ihrem vierten Werk haben UDS alles, was sie einst auszeichnete, verloren: Der atemberaubende Power-Rap von Rudeboy ist über weite Strecken zum einfachen Herunterbeten der Textzeilen geworden. Die arschkickenden Grooves sind heute schleppend bis langweilig, die packenden Unisono-Riffs von Gitarre und Bass sind zu durchschnittlichen Schrammel-Akkorden mit 70er-Flair verkommen, ein Song wie “Ego” klingt wie ein verkappter Folk-Schlager, etc. Negative Eindrücke gibt es reichlich, aber auf einen Nenner gebracht bedeutet alles dasselbe: UDS sind nicht richtig schlecht geworden, sie haben jetzt nur in etwa soviel Biß wie ein Alligator mit Zahnprothese. Wenn das so weitergeht, heißt die nächste Platte wohl: “UDS covern 12 Golden Country Greats.” Mann, bin ich enttäuscht.
Sascha Krüger 6
Ich bin auch enttäuscht. Nicht von den alten Helden, die einem Großteil der heute erfolgreichen Bands den Weg geebnet haben, sondern von den mäßigen bis negativen Reaktionen, die dieses Meisterwerk (in vielen Fällen wohl wegen der miesen Advance-Tape-Quali) vielerorts hervorruft. Da bekommt die Zeile “If you can`t hear it you`re not supposed to hear it” im Titelsong beinahe prophetischen Charakter. UDS sind nicht den einfachen Weg gegangen, mit einem neuen DJ an die alten Tage anzuknüpfen. Die an “Planet Ultra” beteiligten Wizards Of Ooze erfüllen eine ähnliche Funktion wie seinerzeit DNA, machen das neue Material aber eher psychedelischer, als daß sie scratchsüchtige DJ-Fans begeistern. Und Freunde von Rudeboys `atemberaubenden Power-Rap` kommen höchstens noch bei “Metaphore Warfare” auf ihre Kosten, doch deshalb den Rest als `einfaches Herunterbeten` abzutun, ist eine Unverschämtheit. Sowas nennt man auch Gesang, und was Rudeboy sich da an Melodien hat einfallen lassen, braucht sich hinter anerkannten Sangeskünstlern nicht zu verstecken. Überhaupt, was verteidige ich hier eine großartige Platte, die für sich selber sprechen kann? Vielleicht ist das Spektrum von halluzinogenen Monsternummern (“Grifter Swifter”), über relaxten HipHop (“Totalled”) und spaßige Beastie Boys-Anleihen (“Pass The Baton Right”) bis zu arschtretenden Punk-Fetzen wie “Forgery” einfach zu vielseitig, um vielbeschäftigten Musikredakteuren auf Anhieb eine positive Einordnung zu erlauben. Fans dagegen werden sich auf “Planet Ultra” pudelwohl fühlen.
Dirk Siepe 12
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Artantica
VÖ: 15.03.1999