Urge Overkill
Saturation (Platten der Neunziger)

“Saturation” bedeutet übersetzt Sättigung, doch satt oder gar überfressen waren die drei stets gut gestylten Neo-Hipster zu diesem Zeitpunkt weiß Gott noch nicht. Im Gegenteil, nach den schon sehr coolen Alben “Jesus Urge Superstar”, “Americruiser”, “The Supersonic Storybook” mit dem ergreifenden Hot-Chocolate-Cover “Emma Line” sowie der “Stull”-EP, die schon '92 die göttliche Version von Neil Diamonds “Girl, You'll Be A Woman Soon” – später im Zuge des “Pulp Fiction”-Hypes als Single sehr erfolgreich – vorwegnahm, zeigten sich Nash Kato, Eddie “King” Roeser und Blackie O. in Bestform. Mit dem supersexy aus der Hüfte swingenden Ohrwurm “Sister Havana” landeten UO gar den ersten richtigen Single-Hit ihrer Karriere. Die Lehrjahre bei Touch And Go hatten sich gelohnt, jetzt konnten Urge bei David Geffen im Garten die Früchte ernten. Und die hatten sie sich redlich verdient mit ihrer unwiderstehlichen Art, ganz lässig zeitlose Songs wie “Woman 2 Woman” und “Bottle Of Fur” aus dem Ärmel zu rocken. Oder eine Ballade wie “Heaven 90210″! Dazu Textzeilen à la „crackbabies you're out of time” als kleinen Gruß an die bewunderten Rolling Stones. Diese Band hätte ganz groß werden können, doch manchmal ist zu cool eben auch nicht gut. Das durch den Erfolg von “Saturation” in die Taschen der Band geflossene Pulver wurde leider allzu oft für eben solches ausgegeben. So hat es nur noch '95 zu dem zwar fantastischen, aber viel zu traurigen Abschied “Exit The Dragon” gereicht. Verdammt schade.