Zum Auftakt gibt es erstmal ein “Goodbye”: In einem Sturm aus reißerischen
Schlagzeilen zeichnet Sänger Christopher Koch im Opener einen
BILD-typischen dystopischen Querschnitt durch die aktuelle Tagespolitik.
Darin geht es um Themen wie die aktuelle Klimapolitik, rechtsextreme Gewalt und die Europaskepsis von “Brexit-Boris” & Co. – was “Zerlegung” schon eingangs politisch konkreter werden lässt als den Vorgänger “Unter Druck” (2017). Dabei verpassen Val Sinestra keine Gelegenheit, ihre “Was läuft hier falsch”-Diagnostik auch aufs eigene unmittelbare Umfeld anzuwenden, etwa in der wütenden Berlin-Hymne Seuche oder dem unverwüstlichen Rock’n’Roll “Fin”., der das Ende einer kräftezehrenden Beziehung leichter Hand ins Radioformat übersetzt. Auch wenn “Zusammenbruch” und “Dreck” sich zur zweiten Albumhälfte hin noch einmal entschieden ins Zeug legen, Punk-Schmuddel und ein paar Hardcore-Handgreiflichkeiten ins Spiel bringen, entscheidet sich das auf “Unter Druck” etablierte Gleichgewicht zwischen Kellerclub und Festivalgig mit “Zerlegung” klar zugunsten der großen Bühnen. Wie egal der Band derartige Einschätzungen aber sind, stellt Sänger Koch vorsorglich im zweiten Song “Nein” klar – nicht subtil oder formvollendet, aber unbedingt unprätentiös und trotz astreinem Hochdeutsch immer frei Berliner Schnauze.
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Unter Druck
VÖ: 24.02.2017