Venera
Venera
Text: Carsten Sandkämper | Erschienen in: VISIONS Nr. 368
Was das Projekt von Korn–Gitarrist James Schaffer und Filmemacher Chris Hunt auf den Hörer einstürzen lässt, ist in erster Linie düster. Die beiden hatten sich 2022 bei der Arbeit mit der Sängerin Xhoanna X (“Girlgun”) kennengelernt und ihre gemeinsame Liebe zu Industrial und EBM entdeckt. Elektronischer Noise, desorientierende Jungle-Beats und die so oft beschrienen “cineastischen” Instrumentalpatterns zeichnen nun die apokalyptische Stimmung des ersten Venera-Albums aus.
Hier wirkt menschliche Interaktion wie ein Fremdkörper. Dementsprechend sind die vereinzelten Gesangsfeatures von Jacob Duszik (Health), Rizz (Vowws) in “Hologram” und Alain Johannes ätherische Schlaglichter an einem doch sehr spärlich illuminierten Firmament. Venera beschwören Erinnerungen an die Horrorvisionen eine H.R. Giger herauf und lassen in keinem Moment Hoffnung durchblitzen. Sie schaffen es deshalb auch nicht, mit ihren Drones und Fetzen von Industrial zu berühren. Ihre Zurschaustellung von Alptraumfantasien bleibt allzu oft im plakativen Affront stecken, noch dazu ohne erinnerungswürdige Songs zu produzieren, die über den Charme eines Game-Soundtracks hinauswachsen. Einzige Ausnahme ist das von Johannes gesungene “Triangle”, in dem er seinen inneren David Bowie channelt und dem Album damit einen seltenen Moment Menschlichkeit injiziert.
Das steckt drin: Aphex Twin, Alessandro Cortini, Nine Inch Nails