Seien wir ehrlich: Von manchen Freunden will man nicht, dass sie sich verändern. Was ist zum Beispiel mit Melodycore passiert, dem alten Kumpel aus den 90ern, der einen immer wieder aufbaute? Der sportlich war, kathartisch, humorvoll, gutmütig, vital und auf liebenswerte Weise verlässlich. Den keiner außerhalb des Freundeskreises verstehen konnte, weil er für fremde Ohren immer denselben Song spielte. Der so schön knüppelte, mit Sonne im Herzen, Träne im Knopfloch und blauen Flecken aus Moshpits, die noch keine Seitenscheitel hatten. Wo ist er? Bei Millencolin schien er neulich noch mal durch, bei Lagwagon und Bad Religion lebt er noch in den Melodien, aber so richtig entfesselt geholzt wird da auch nicht mehr. Doch hier ist er wieder – in ganzer Pracht: hin und wieder Midtempo mit Shout-Chor, meistens aber voll auf die Zwölf, in all dem herrlichen Zusammenspiel der groß angelegten Weltumarmungsmelodie, die sich wie Zuckerschmelz über den Karnickelfick-Soundtrack aus Galopp-Schlagzeug und Tempo-Gitarre legt. Voll nach Reinheitsgebot, mit allen Ohhs und Ahhs, lediglich mit einer sehr geilen Steigerung an Gebrüll, Politik und variablen Zwischenparts, was in Zeiten von Strike Anywhere und Rise Against einfach dazugehört. Ansonsten: Affenartige Geschwindigkeit und tausendmal gehörte Songs – so profan wie zum Jauchzen schön für alle, die diesen Freund wiederhaben wollten. Der Rest darf den Kopf schütteln.
weitere Platten
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