Kurze Auffrischung in Sachen griechischer Mythologie vorab: “Erebos” ist die aus dem ursprünglichen Chaos geborene Personifizierung der Dunkelheit. Und bekanntlich lässt sich der Zustand der Welt in den vergangenen Monaten bedenkenlos als chaotisch bezeichnen. Das zeigt die politisch wie gesellschaftlich wachsame Band mit Sitz in Wales schonungslos auf. So setzt sich Sängerin Larissa Stupar, selbst werdende Mutter, in “Gorgon Sisters” mit Berichten über Zwangssterilisationen bei geflüchteten Frauen auseinander: “The misogynistic cogs are turning/ Grinding the uterus/ In barren decadence/ The fruit of life is rotting away.” “Judges Of The Underworld” hingegen ist eine brutale Auseinandersetzung mit strukturellem Rassismus. Auch persönliche Kämpfe gehören zu den behandelten Themen, in “Pain Of Oizys” sogar mit gelungenem Klargesang. Venom Prison trauen sich auf “Erebos” viel mehr Melodie als zuvor und gehen damit genau den richtigen Weg. “Technologies Of Death” ist dabei das Highlight: Stupar keift derart fies, dass selbst ein Dani Filth Albträume bekommt, und growlt wie ein Leichenschleifer. Ihre Mitmusiker riffen sich in Rage, um dann in melodiöse Höhen aufzusteigen, bevor die Truppe Möchtegern-Wikinger vom Drachenboot tritt. Und ein jazziges Interlude fügt sich auch noch stimmig ein. Das können die doch nicht bringen? Oh doch, sie können!