Veronica Falls
Waiting For Something To Happen
Text: Markus Hockenbrink
Man kann sich die Musikgeschichte entweder als Pfeil vorstellen oder als Kreis, je nachdem, ob man eher an eine Entwicklung glaubt oder an Zyklen. Veronica Falls sind eindeutig Zyklustypen mit einer passgenauen Vorstellung ihrer Nische. Computer gibt es darin nicht, Punkrock eher auch nicht, aber stattdessen einen Zeittunnel nach 1961, als Girl Groups noch Herzschmerzsongs schmetterten, die zehn mal so gut waren wie die dazugehörigen Lover. “Waiting For Something To Happen” schleicht sich eigentlich ganz harmlos an: kurze Stücke voller Hall und Harmonien, eine hübsche Frauenstimme und ein klassizistisches Songwriting, das die Gemeinsamkeiten mit Phil Spector betont. Der Mehrwert liegt wahrscheinlich im Image. Sängerin Roxanne Clifford hat den militantesten Scheitel seit Menschengedenken, treibt sich laut YouTube gerne auf Friedhöfen rum und hat die schattige Seite der Liebe für ihre Texte gepachtet. If you could have me/ Would you still want me?, heißt es eher fies als kokett in “If You Still Want Me”, zwei andere Songs nennen sich “Broken Toy” und “Buried Alive”. Ob solche Inhalte auf eigener Erfahrung oder auf blühender Phantasie basieren, wird durch die Musik völlig offen gelassen. Veronica Falls fußen auf dem Handwerk hinter dem Hit, und ab und zu geht die Rechnung auf altmodische Art und Weise auf. Der beste Song des Albums heißt “Teenage”, und für einen kurzen Moment fließen Sehnsucht, Liebe und Trauer tatsächlich in derselben Träne: When are you gonna see/ I carved your name in the cherry tree.
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Veronica Falls
VÖ: 21.10.2011