Unorthodoxer Black Metal ist ja gerade in. Bands wie Woe, Deafheaven oder Altar Of Plagues ergänzen ihr Gehacke um Einflüsse aus Screamo, Doom, Industrial, Post- und Punkrock. Einen ganz anderen Weg gehen Vhöl, die aus ehemaligen Mitgliedern von Ludicra und Hammers Of Misfortune bestehen und hier wild mit Black Metal, Crustpunk, 80er-Thrash und klassischem Heavy Metal jonglieren – also mit beinahe allem, was Spaß macht. Mike Scheidt ist nicht nur einer der besten Gitarristen im Metal-Underground, sondern auch einer der interessantesten Sänger: neben sämtlichen Schrei- und Grunzlauten beherrscht er ein Kobold-haftes New-Wave-Of-British-Heavy-Metal-Falsett, das er wie bei den tollen Yob einsetzt. Sein Instrument hat er nicht dabei. Macht aber nichts, denn auch vor John Cobbetts verspielten Riffs möchte man niederknien – wie der Mann es schafft, eine kreative Hookline nach der anderen abzufeuern, ist schon unheimlich. In “Arising”, das an Judas Priest erinnert, schafft er es sogar, ein Rockabilly-Solo unterzubringen. Und wenn in “Grace” zum Hauptriff plötzlich ein käsiges Keyboard stößt, das wie aus einer alten Zeichentrickserie mit Schwertern und Fellhöschen klingt, dann macht das einfach glücklich. Anders als Darkthrone, die mittlerweile vor lauter Augenzwinkern nicht mehr geradeaus schauen können, nehmen Vhöl sich und ihre Musik aber völlig ernst. Im Prinzip ist das hier die Erwachsenen-Version von Kvelertak und mindestens genau so gut. Manisch, spielfreudig, tight wie Sau. “Vhol” ist Jahresbestenlisten-Material.
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Deeper Than Sky
VÖ: 23.10.2015