Bisher haftete allem, was Vile als Solokünstler und ehemaliger Gitarrist von The War On Drugs gemacht hat, eine gewisse Luschigkeit an, wahrscheinlich weil er so schleppend singt und aussieht wie ein verloren gegangener Freund von Jay und Silent Bob. Schleppend singt er immer noch auf “Wakin On A Pretty Daze”, und die Locken sind weiterhin lang, aber Viles Selbstbild auf dieser Platte wird generalüberholt, komplexer und widersprüchlicher als bisher. Schon am Opener seiner fünften Platte zeigt sich, dass diesmal niemand in der Sofaritze versinken wird: “Wakin On A Pretty Day” ergießt sich über mehr als neun refrainlose Minuten und reiht Strophen und Stimmungen aneinander, wie das früher auch Neil Young oder Bob Dylan mindestens einmal pro Album getan haben. Vile beginnt mit diesem selbstvergessenen Lied eine Platte, die sich auf mindestens zwei Arten hören lässt. Entweder als Reiseführer durch den Indierock der US-Ostküste, an den hier unter anderem die J-Mascis-Solos, der Thurston-Moore-Gesang und die Niedergeschlagenheit von Bruce Springsteen zu “Streets Of Philadelphia”-Zeiten erinnern. Oder als ungewöhnlich persönliches Album, auf dem sich Vile an den eigenen Schwächen abarbeitet (Zigaretten, Weed, Veränderungen, solches Zeug). Sollte das Ziel also gewesen sein, mit “Wakin On A Pretty Daze” zum besseren Mann zu werden, wird Vile nicht am guten Willen scheitern. Fleißiger als diesmal ist er noch nie gewesen, nicht nur, weil die Platte 69 Minuten dauert, sondern weil sie mit jeder davon etwas anfangen kann.
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