Der Name Villagers lässt an Fackeln und Mistgabeln denken, an leicht zu reizende Hinterwäldler, die zu stolz auf ihr gottverlassenes Stück Erdkruste sind, um sich von anderen Leuten reinreden zu lassen. Doch auch das Landleben ist nicht mehr das, was es einmal war, und deshalb ziehen Conor OBrien und seine Band es vor, eine zeitlosere musikalische Landschaft heraufzubeschwören. OBrien hat eine Stimme, die einem direkt ins Ohr flüstert, bis man denkt, man wäre der einzige, der sie hören kann, und seine Songs haben eine folkige Grundierung, als ob sie schon länger im Familienbesitz wären. Darin artikuliert er einen genießerischen Weltschmerz, der ab und zu von genuiner Boshaftigkeit durchbrochen wird und sich hervorragend als Tattoovorlage für depressive Romantiker machen würde.
Before you take this song for truth, you should wonder what I take from you, heißt es in “Becoming A Jackal”, und überhaupt: What is this peculiar word truth?/ My love is selfish and I bet that yours is too. Villagers-Songs sind in der Regel dramatisch, ohne ins Theatralische abzugleiten, aber genau wie im Märchen lauert auch hier die Allegorie hinter jeder Ecke. OBriens perlige Melodien und seine sauber betonende Chorknabenstimme geben einem dabei das Gefühl, zu spät in eine absonderliche Gute-Nacht-Geschichte eingestiegen zu sein, die nicht gerade sanfte Träume verspricht, aber dafür auch am nächsten Morgen noch präsent ist. Kann sein, dass man sich dann sogar nach Gottesdienst fühlt.
Artverwandte
Duke Special – “Songs From The Deep Forest”
Eagle*Seagull – “Eagle*Seagull”
Malcolm Middleton – “Into The Woods”
weitere Platten
That Golden Time
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Fever Dreams
VÖ: 20.08.2021
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VÖ: 10.04.2014
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VÖ: 11.01.2013