Die effektive Spielzeit beim Fußball beträgt selten mehr als 65 Minuten. Und auch die meisten Postrock-Alben dauern gar nicht so wahnsinnig lange, wenn man mal wegrechnet, wie viel Zeit sie mit schlafwandelnden Interludes, schummrigen Feedback-Gitarren und sonstigem atmosphärischen Trara vertrödeln. Die Momente, die wirklich zählen, würden oft auch auf eine dieser kleinen Pocket-CDs passen. Aber das ist ja nur gut und richtig so: Wie der Fußballer seine Ecken und Einwürfe zum Verschnaufen braucht, so benötigt eben auch der Postrock die Ruhe, damit der Sturm danach umso heftiger toben kann. Dazu das jüngste Stück in unserer Beweisführung: Die walisische Band Vito und ihr Debüt “Make Good Areas Disturbed”, das sich vor allem auf der Suche nach einer sinnvollen Balance zwischen Leise und Laut befindet. Hier wird viel Zeit in die Vorbereitung des Großreinemachens gesteckt, minutenlang rumgelullt, bis die Drumsticks plötzlich zu Schlagstöcken und die Gitarren zu Hochdruckreinigern werden. Aber trotzdem will diese Platte nie klingen, als wäre sie aus dem großen Lehrbuch für angewandte Mogwai-Musik abgeschrieben worden. Sie leistet sich viele Eigenarten, lebt besonders von gefühlvollen, mehrstimmigen Vocals und kann sich sogar zu käsigen Andrew-Lloyd-Webber-Musicals verirren – wenn nicht gerade Marschmusik auf dem Spielplan steht. Ein kleines Zwinkern im Auge des Orkans.
weitere Platten
Monument
VÖ: 16.03.2010