Voivod
Morgöth Tales
Kaum eine Band hat sich stilistisch so schnell entwickelt, ohne ihre Identität zu verlieren, wie die Frankokanadier Voivod. Zwischen der rabiaten Mischung aus Venom, Motörhead, Discharge und Killing Joke auf ihrem Debüt “War And Pain” von 1984 und dem unter der Ägide von Rush-Produzent Terry Brown entstandenen Artrock von “Angel Rat” liegen nur sieben Jahre, aber musikalische Welten. Dass Voivod trotzdem immer klar erkennbar sind, liegt an dem Universum, das sie mit den Artworks von Drummer Away, den futuristischen bis apokalyptischen Texten und den passenden schrägen Space-Sounds erschaffen haben.
Zum 40. Bandgeburtstag haben sie nun Songs aus verschiedenen Schaffensphasen homogenisiert, indem sie sie komplett neu eingespielt haben, sodass sie wie ein kompaktes Album hörbar sind. Dieser Ansatz funktioniert. Die stilistischen Sprünge zwischen den Stücken werden weitgehend egalisiert, was allerdings nicht allen Songs gleich guttut. Das Frühwerk, wie das bislang nur vom “Metal Massacre V”-Sampler bekannte “Condemned To The Gallows” oder “Thrashing Rage” vom völlig überdrehten Album “Rrröööaaarrr”, lebt eigentlich von seiner kompromisslosen Räudigkeit, in der gezähmten 2023er-Version geht einiges an Magie verloren. Spätestens ab “Pre-Ignition” vom Major-Debüt “Nothingface” gewinnen die Songs aber durch die lebendigen und präzisen Neueinspielungen und den satten, natürlichen Sound hinzu.
Schön ist auch das Wiederhören mit Interims-Sänger Eric Forrest bei “Rise” und der neu komponierte Titelsong, der nahtlos an die tollen Vorgängerwerke anschließt. Auch Ex-Metallica– und Voivod-Bassist Jason Newsted ist bei “Rebel Robot” wieder an Bord. Rätselhaft ist hingegen, warum die Coverversion von “Public Image Ltds Home” lediglich als CD-Bonustrack enthalten ist, weil er auch die Post-Punk-Einflüsse der Band sehr plastisch macht und deutlich zeigt, dass Voivod auch ruhig können. Wer einen Einblick in die faszinierende Welt dieser originellsten aller Metal-Bands bekommen will, es aber nicht zu derbe mag, ist mit dieser Compilation gut bedient, wer aber das Beste aus mehreren Schaffensperioden in Reinform möchte, sollte sich lieber “Killing Technology”, “The Outer Limits” und “The Wake” zulegen. Tatsache ist: Keine andere Genre-Band hat es je hinbekommen, gleichermaßen so dissonant und trotzdem nachvollziehbar zu klingen und zudem völlig zeitlos zu bleiben. Voivod klangen nie nach Vergangenheit oder Gegenwart, sondern schon immer nach düsterer Zukunft.
Das steckt drin: Pink Floyd, Van Der Graaf Generator, Venom
weitere Platten
Synchro Anarchy
VÖ: 11.02.2022
Lost Machine: Live
VÖ: 27.11.2020
The End Of Dormancy (EP)
VÖ: 10.07.2020
The Wake
VÖ: 21.09.2018
Post Society (EP)
VÖ: 26.02.2016
Target Earth
VÖ: 18.01.2013
Infini
VÖ: 12.06.2009
Katorz
VÖ: 28.07.2006
Voivod
VÖ: 10.03.2003
Phobos
VÖ: 11.08.1997
Negatron
VÖ: 01.09.1995
The Outer Limits
VÖ: 02.06.1993