Was passiert mit dem hypernervösen Sänger einer hypernervösen deutschen No-Wave-Band, wenn sie plötzlich auf hyper-unnervösen Krautrock umsattelt? Natürlich, er singt nicht mehr. Thomas Mahmoud schweigt. Oder er stellt sich fünf Meter neben das Mikrofon und schreit in die falsche Richtung, was auf Platte dem Schweigen ziemlich nahe kommt. Er schweigt nicht die ganze Zeit, aber die meiste. Auch mal: einen halben Song lang. Und das heißt neuerdings viel bei Von Spar. Ein halber Song heißt zum Beispiel: ein Viertel Album. Ein ganzes Album heißt umgekehrt: zwei Tracks, 40 Minuten. Von Spar nehmen sich keine Zeit, sie geben die Zeit auf. So wie sie überhaupt eine Menge aufgegeben haben für und mit diesem Album. Die Hoffnung etwa, es könnte zu einem Verkaufserfolg werden. Eine Krautrock-Platte? 2007? In Deutschland? Wenn man sich erst mal in den kommerziellen Selbstmord gestürzt hat, macht es auch keinen Unterschied mehr, ob sechs statt vormals vier Existenzen dran hängen. Wenn sie scheitern – und das werden sie ökonomisch sehr sicher –, dann gemeinsam und vor allem: mit strammem Schritt und starken Schultern. Noch heute Abend speisen sie in der Hölle. Die Ironie an der Geschichte ist nicht, dass Von Spar für so viel Einsatz so wenig Lohn erwarten dürfen. Die Ironie ist, dass sie sich musikalisch nie weiter vom Punk entfernt haben, aber ihm ideologischer nie näher standen. Egal, was für ein spukig verspultes, langatmig kurzweiliges, sich um sich selbst am allerwenigsten scherendes Album ihr namenloses neues geworden ist.
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