The Waeve
The Waeve
Text: André Boße | Erschienen in: VISIONS Nr. 359
Der Blur-Gitarrist und die Waliserin Rose Elinor Dougall (The Pipettes) haben auf ihren bisherigen Soloalben eine Reihe von musikalischen Feldern abgearbeitet, für ihr gemeinsames Projekt finden sie nun auf einem besonders interessanten zusammen. Es liegt in einer etwas abgelegenen Ecke der Pop-Landschaft, dort, wo die Neo-Psychedeliker und Psych-Folker ihre Ernte einfahren. Doch Dougall und Graham Coxon kopieren nicht, den beiden gelingt es auf ihrem ersten Album vielmehr, eine Musik zu entwerfen, die wie kaum eine andere klingt. “Drowning” etwa beginnt wie eine von Dougall im Halbschlaf gesungene Traumdeutung, steigert sich im Verlauf der sechs Minuten Spielzeit in eine schwelgerische Hymne, bei der die Melodien Karussell fahren und großflächige Streicher für eine Opulenz sorgen, die an einen Soundtrack eines Films aus den goldenen Hollywood-Jahren erinnert. Eine ähnlich betörende Wirkung besitzt “Sleepwalking”: Die Streicher und Dougalls Gesangsmelodie sind supermelancholisch, für kleine Hüpfer sorgt ein Saxofon, das hier aber nicht nach schwülstigem 80s-Schmock klingt, sondern wie ein Folk-Instrument. Die von Coxons Stimme geprägten Stücke wirken im Vergleich zu diesen gigantischen Songs blasser, doch zeigt sich in jedem Stück auf “The Waeve”, dass die beiden eine irre Freude daran haben, mit diesen atemberaubenden Arrangements Indiefolk auf ein neues Level zu heben.
Das steckt drin: Blur, Gwenno, James Yorkston
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VÖ: 20.09.2024