Gorilla Biscuits, Quicksand und Rival Schools – Referenzbands und Initiatoren für eine Musikrichtung. Der kluge Kopf dahinter: Walter Schreifels. Und der bringt mit Walking Concert sein neues Projekt ans Tageslicht. Aber Schreifels wäre eben nicht Schreifels, wenn er sich nicht mit jeder Band einer neuen Aufgabe widmen und sich selbst neu definieren würde. Der Mann ist kein Freund großer Wiederholungen. Wer “Run To Be Born” ohne Vorahnung auflegt, wird spätestens nach zehn Sekunden von “Whats Your New Thing?” an eine Verwechslung im Presswerk glauben: kein Hardcore, kein Emo – nichts davon; dafür große Brocken von Pavement, Sebadoh und den sperrigen Harmonien eines Elvis Costellos. Schreifels spielt so vorbehaltlos, ungezwungen und auf den Punkt auf, dass sich ein Stephen Malkmus wahrscheinlich bei Perlen wie “Audrey” oder dem Titelsong “Run To Be Born” weinend in den Wandschrank zurückziehen möchte. Und Jack Johnson würde den richtigen Umgang mit der E-Gitarre erlernen wollen, nachdem ihm jemand “Calypso Slide” vorgespielt hat. Erfolgsrezept dafür, dass sich unter 14 Songs kein Durchhänger findet, ist wie immer Schreifels unfehlbarer Sinn für Melodien, die das Ohr nur als Durchgangsstation passieren, um sich über Wochen im Hirn einzunisten. Und Schreifels Stimme gibt sich keine Blöße, trägt saubere Gesangslinien und rutscht dann doch unfreiwillig wieder den einen Ton ab, so dass hier nichts zu glatt und langweilig klingt. “Run To Be Born” ist große, moderne Unterhaltungsmusik ohne lähmenden Schmelz und überkandideltes Produktionsgetöse – für viele wahrscheinlich eins der Album des Jahres und nur mit dem Makel behaftet, dass nach dreißig Minuten der Spaß ein Ende findet. Wie gesagt: Schreifels mag anscheinend keine Wiederholungen.