Bemerkenswert bis bemitleidenswert, wie Waltari seit 25 Jahren die Konventionen des Metal aufbrechen wollen, obwohl das längst geschehen ist. Härte und Experimentierfreude sind auch auf “You Are” Waltari die Augen eines Stile-Sturms, der eher Staub aufwirbelt als morsche Äste abzubrechen, sind die doch schon seit den musikalischen Alternativen der 90er ab. Waltaris neuester Streich setzt auf wackeres Teambuilding: Chefpilot Kärtsy Hatakka hat seine Band auf Septett-Größe aufgepumpt und in jedem Song spielen andere Line-ups. Auch ganze vier Gitarristen verwundern da nicht. Obwohl, manchmal schon. Wo genau der langjährige Kreator-Gitarrist Sami Yli-Sirniö bei Waltari nun die Virtuosensau rauslässt, lässt sich nur noch live ermitteln. In jedem Fall hagelt es in Metal-Schinken wie “Only The Truth” oder “Not Much To Touch You” nur so Soli vom Himmel. Im Opener “12” treten die finnischen Weirdos zugunsten einer poppigen Billy Talent-Hookline in den Hintergrund. Danach wird am Genre-Karussell gedreht, bis man fast kotzen muss. “Tranquality” mischt ein funky Donnerschlagzeug mit Elektrobeats und verkürzt uns mit Gesang im Serj Tankian-Stil die Wartezeit auf ein neues System Of A Down-Album. Finnischer Folkpunk im Schlagerduktus ist der Knallfrosch in “Right Wing Theme” und betrunkenen Muttersprachlern wird der Text wohl einen vierminütigen Lachflash abringen. Ja, Waltari haben es mit ihrem Rock From Outer Space ins Vorprogramm von Kiss geschafft und Orchestern Death-Metal-Opern beigebracht. Aber man muss schon ein Herz haben für Kasperletheater made in Finland.
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