Walter Schreifels
An Open Letter To The Scene
Text: Hauke Hackstein
“An Open Letter To The Scene” mag genau das Album sein, das man von Schreifels erwartet hat. Statt das zu bemängeln, kann man sich aber freuen, dass Schreifels die Country- und Americana-Vorlieben seiner Punk- und Hardcore-Kollegen nicht teilt, die sonst mit Vorliebe auf den Soloalben ausgepackt werden und zu einer einzigen Slide-Gitarren-Suppe verkochen. Überhaupt: Schreifels sympathische Schludrigkeit kommt hier schön zum Tragen. So liebevoll holprig polternd klingen nur die Folk-Alben der Guten. Hier wurde nichts mit am PC geradegerückt, nichts schöngerechnet. Alles klingt voll, warm, weich. Dem gegenüber steht Schreifels weiterhin dünnes, aber doch ausdruckstarkes Stimmchen. Das klingt eigentlich immer leicht gehetzt, beinahe heiser, und passt zum reduzierten Klangkostüm der Songs besser als laute Gitarren.
Die Songs, die Schreifels für “An Open Letter ” versammelt hat, stammen dabei aus all seinen Schaffensperioden, dazu gesellen sich CIVs “Dont Got To Prove It” (das er schließlich selber geschrieben hat) und Agnostic Fronts “Society Sucker”. Wie er Letzteres zum Mid-60s-George-Harrison-Gedächtnis-Schunkler umbaut, gehört zu den Highlights des Albums. Schreifels große Stärke scheint ohnehin zu sein, ein Augenzwinkern in seine Songs einzubauen, ohne dass man das als Hörer gleich komisch finden muss. Auch die Unscheinbarkeit des Ganzen schlägt in die gleiche Kerbe: Klar, das hier kann man herzlich egal finden. Aber auch herrlich lieb gewinnen.
Gisbert zu Knyphausen – “Gisbert zu Knyphausen”
Olli Schulz – “Das Beige Album”
Rocky Votolato – “True Devotion”