Nach dem exzellenten Debüt “The Fool” ließen sich die vier Frauen aus Los Angeles ungewöhnlich lange Zeit für ihr zweites Album – mehr als drei Jahre liegen zwischen den beiden Platten. Dabei kann diese exquisite Band auch herrlich spontan sein; gerne erinnert man sich daran, wie Warpaint die Lieder von “The Fool” bei Konzerten und Akustik-Sessions in immer anderen Versionen spielten, manchmal nur mit einer Akustikgitarre und ihren Stimmen. Doch wenn es um Studioaufnahmen geht, sind Warpaint Perfektionistinnen – was vor allem an der losen Struktur ihrer Songs liegt: Diese Lieder folgen keinen festen Spuren, kein Warpaint-Song ist eine Autobahn. Die Wege, durch die sich diese Stücke in der Regel vier bis fünf Minuten lang schlängeln, sind vertrackt, verwuchert, labyrinthisch. Den Takt geben dunkle, beinahe morbide Bässe vor; die Drums dagegen klingen offen, häufig ist das Ride-Becken der lauteste Schlagzeugteil. Die Keyboards, die viele hier als Neuheit im Warpaint-Kosmos verkaufen werden, sind doch sehr zurückhaltend. Die stärksten Waffen der Band bleiben daher Gesang und Gitarre. Die Vocals finden 1.000 Schlupflöcher, um sich ins Klangbild zu schleichen. Man glaubt, Björk und Joni Mitchell zu hören, Siouxsie Sioux und Liz Fraser. Von überall her kommen diese Stimmen. Wenn man diesen Stimmen-Mix malen wollte, sähe das wohl aus wie das Cover dieser Platte. Die Gitarren sind nicht immer da – aber wenn, dann sind sie der Honig im Milchkaffee. Der Grund also, warum man noch einen nimmt. Das alles zusammen führt in den besten Momenten zu einer schwerelosen Schönheit, die tatsächlich atemlos macht.