Klar sind die Zeiten vorbei, in denen sich zwischen Genre-Anhänger:innen verfeindete Lager bildeten. Dass man heutzutage die Viagra Boys und Code Orange cool findet, löst schon lange keine Grundsatzdebatte mehr aus. Bands wie Waxlegs, die Punk und Metal symbiotisch verbinden, sind trotzdem nicht die Regel.
Vielleicht sind die Berliner sogar die coolere Band als Motörhead, denn mit Sängerin Wolfie steht am Mikrofon eine Riot-Grrrl-geschulte Krawallbürste statt eines chauvinistischen Haudegens mit fragwürdigem NS-Fetisch. Wobei Waxlegs hinter ihrer rotzigen Fassade auch eine gewisse Nerdigkeit verbergen, die nicht ohne Reiz ist. Zumindest lassen sie in Details eine Liebe für klassischen Heavy Metal erahnen, die keineswegs oberflächlich klingt.
So erinnert “Goblin” im Intro ein bisschen an die italienische Progband gleichen Namens, “Horny Tears” feiert Tony Iommi-Doom, bevor es in Punkrock umkippt und “Nightmares” trägt eine melancholische Goth-Note in sich. Selbst wenn diese Details Zufall sein sollten und man als Hörer:in einfach nur auf die schöne Polterei steht, die die restlichen 90 Prozent der Platte einnimmt, funktioniert “Horny Tears From Hell” einwandfrei. Auch und gerade wegen der knackigen Spieldauer von 35 Minuten und der sichtlich grob geschnitzten Produktion.
Das steckt drin: Black Sabbath, Motörhead, Sex Pistols